Der dieswöchige gemeinsame Morgenkreis war etwas ganz Besonderes: wir durchlebten gemeinsam den Kreuzweg, den Jesus auf sich nehmen musste. Wir starteten im Kindergarten und gingen den weiten Weg um den Madlower Badesee herum. Es gab an verschiedenen Orten Stationen, an denen wir die Geschichte von Jesus Kreuzigung hörten. Die Kinder waren erschrocken, wie sehr Jesus gequält wurde. Wir besahen uns einen Dornenbusch – so eine stachelige Krone hatten die Soldaten Jesus aufgesetzt, um ihn zu verhöhnen! Die Kinder wussten schon aus der letzten Woche, dass Jesus am Ölberg festgenommen wurde. Heute erfuhren sie von den furchtbaren Taten, die Jesus widerfuhren. Er wurde wie ein Verbrecher verhört, ausgelacht und geschlagen. Schließlich wurde er von Pontius Pilatus zum Tode verurteilt. Auf dem Hügel Golgatha, vor der Stadt Jerusalem, soll Jesus am Kreuz sterben. Dorthin muss er das schwere Holzkreuz selbst tragen. Viele Menschen stehen am Rand und schauen zu, wie Jesus seinen schweren Weg beginnt. Jesus nimmt schweigend die Last des Kreuzes auf seine Schultern. Jesus begegnet seiner Mutter. Er bleibt bei ihr stehen. Sie schauen sich an. Maria spürt seine Erschöpfung. Sie leidet mit ihm. Mutter und Sohn sind sich ganz nah, sie verstehen sich ohne große Worte. Hilflos muss Maria Jesus weitergehen lassen. Das Kreuz ist groß und schwer. Der Weg sehr beschwerlich. Bald hat Jesus keine Kraft mehr. Die Soldaten sehen seine Müdigkeit und treiben ihn an. Drei Mal bricht Jesus unter dem schweren Kreuz zusammen. Am liebsten würde er im Staub liegen bleiben. Als Jesus den Berg Golgatha erreicht, kann er endlich das Kreuz ablegen. Die Soldaten wollen Jesus noch mehr leiden sehen. Sie nehmen ihm die Kleider weg. Fast nackt und ganz allein steht er vor den vielen Menschen. Er ist ihrer Grausamkeit ganz ausgeliefert. So, wie er jetzt ist, legen die Soldaten Jesus auf das Kreuz. Sie nageln ihn fest und stellen das Kreuz auf. Oben am Kreuz befestigen sie ein Schild mit der Aufschrift: „Jesus, der König der Juden“. Jesus wollte aber kein Herrscher sein, sondern durch seine Worte und Taten den Menschen die Liebe Gottes nahebringen. So ist er für viele König der Herzen geworden. Viele Stunden hängt Jesus am Kreuz. Als es mitten am Tag plötzlich dunkel wird, erschrecken die Menschen. Jesus betet und ruft zu Gott, seinem Vater. Mit den Worten „Es ist vollbracht. In deine Hände, Vater, lege ich mein Leben.“, stirbt Jesus. Die Soldaten vergewissern sich, dass Jesus tot ist. Er wird vom Kreuz abgenommen. Maria und vielen anderen fällt der Abschied schwer. Sie wollen noch so gern etwas für Jesus tun, denn sie mochten ihn sehr. Traurig wickeln sie den toten Jesus in ein weißes Tuch und legen ihn ins Grad. Es ist eine Felsenhöhle, die sie mit einem großen Stein verschließen. Drei Tage später gehen drei Frauen, die mit Jesus befreundet waren, zum Grab. Als sie ankommen, ist der große Stein weggerollt und das Grab leer. Die Frauen weinen und sind ratlos. Da erblicken sie einen Engel. Er sitzt dort, wo der tote Jesus lag. Der Engel spricht: „Fürchtet euch nicht. Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten! Er ist nicht hier. Jesus ist auferstanden. Er lebt. Alles ist so, wie er es euch gesagt hat. Die Kinder staunten sehr über dieses Wunder. Aber es war ja nicht das erste Wunder, dass Jesus mit der Kraft Gottes getan hat. Gemeinsam freuten wir uns und sangen „Gottes Liebe ist so wunderbar, sooo wunderbar groß. So hoch, was kann höher sein? So tief, was kann tiefer sein? So weit, was kann weiter sein? So wunderbar groß!“. Dann sammelten die Kinder Stöckchen, aus denen wir im Kindergarten Kreuze bastelten. Nun wissen die Kinder unseres Kindergartens, dass man Ostern nicht wegen des Osterhasen feiert, sondern weil Gottes Sohn wieder von den Toten auferstanden ist. Als Zeichen dafür nahm jedes Kind sein Kreuz mit nach Hause.
Constanze Kegel - Ev. Kindergarten "Sankt Martin"
Fotos: Ev. Kindergarten "Sankt Martin"