„Eine Kirche hast du dir zerstören lassen, eine zweite nicht!“


Mit diesem Satz bewegte Tischlermeister Horst Schulze aus der Kirchengemeinde Laubst unsere Gemüter und rührte ihn selbst zu einer heimlichen Träne. Dann setzte er sich, mit einem Blumenstrauß und einem Ständchen zu seinem Geburtstag geehrt, an die Orgel und intonierte „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ - und wir alle sangen oder summten mit. Mit dieser starken Geste brachte Herr Schulze zum Ausdruck, was ihn letztendlich bewegt, am vollkommenen Wiederaufbau der Laubster Dorfkirche mitzuwirken, bis hin zur Wiedererrichtung des wegen Baufälligkeit abgenommenen Turmhelmes. Er selbst, der aus Sohrau in Niederschlesien flüchten musste, werde auch noch die neue Tür zum Turmeingang zimmern.

KG Leuthen-Schorbus

Der Förderkreis seinerseits hat im vergangenen Jahr um Spenden für die Restaurierung des besonders wertvollen spätgotischen Altaraufsatzes im Rahmen der Aktion Vergessene Kunstwerke geworben und so die Aufmerksamkeit wieder auf Laubst gelenkt. Konservierung und Sicherung sind abgeschlossen. Auch eine, wie uns gesagt wurde, „großzügige Spenderin aus Westdeutschland“ hat sich der Restaurierung des Taufengels angenommen. Der ist auch schon zu seiner liturgischen Aufgabe, der Taufhandlung, herabgelassen worden. Unerschütterliche Wille, ausgeprägter Bürgersinn und Glaubenszuversicht bilden hier offensichtlich den Grund für das Wiederbeleben der Kirchengemeinde. Dies hatte Pfarrer Robert Marnitz bereits in seiner Andacht gleich zu Beginn der Exkursion in Schorbus unter Verwendung eines Textes von Friedrich Schorlemmer treffend hervorgehoben.

KG Leuthen-Schorbus

Die Dorfkirche von Schorbus selbst empfing uns mit einem Storch auf dem Dachgiebel und mit schöner Orgelmusik. Der spätgotische Klappaltar aus einer schlesischen Werkstatt, der zu hohen Christfesten immer seine ganze Pracht entfalten durfte, war mit Pfingstrosen geschmückt. Ein barocker Taufengel prangte von der Decke. Die Kirche und ihre Gemeinde, die mit Laubst, Ilmersdorf und Leuthen zu einer Großgemeinde fusionierten, erfuhr 2006 eine Grundsanierung. Die Orgel wurde aus einer dem Braunkohletagebau gewichenen Kirche nach Schorbus umgesetzt. Leider werden immer wieder Risse im Gemäuer entdeckt, die von der Grundwasserabsenkung herrühren.
Die bescheidene Fachwerkkirche von Ilmersdorf überraschte mit ihrem hell getünchten Inneren und der sehr gut restaurierten und einsehbaren Gruft. Hier befinden sich in zum Teil noch offenen Särgen elf Mumien der einst ansässigen Adelsfamilie von Normann, die durch besonders günstige raumklimatische Bedingen erhalten sind.
Die mittelalterliche Backsteinkirche von Leuthen, die wir nach Kaffee und Lausitzer Plinsen im „Leutnant von Leuthen“ aufsuchten, muss früher einmal von überregionaler Bedeutung gewesen sein. Ihr Zierdekor am Ostgiebel und auch die Wandmalereien am Giebel zur Südvorhalle - sie zeigen den Erzengel Michael, Maria Magdalena, den Hl. Christophorus und den Hl. Erasmus - sind außergewöhnlich. Der Schrein eines gotischen Schnitzaltars von 1593 fasst eine Strahlenkranzmadonna und lud zu mancherlei himmlischer Betrachtung ein. So ging dieser schöne Tag mit reichen Eindrücken zu Ende. Da lag es nahe, in Leuthen - in Anspielung an den Choral von Leuthen, den die Soldaten Friedrichs II. nach der Schlacht angestimmt hatten - zum Abschluss „Nun danket alle Gott“ zu singen, wohl wissend, dass dieses ein anderes Leuthen ist.